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Heinz Ferbert.jpg

B I O G R A F I E

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1954

in Großenhain (Sachsen) geboren

1973 - 1977

Studium an der PH Dresden, Kunsterziehung/ Deutsch

1977 - 1988

Fachlehrer, zeitweise Fachberater für Kunsterziehung

seit 1985

intensive Beschäftigung mit Grafik
Hinwendung zur Malerei
Lehrer: Werner Schellenberg (HfBK Dresden)

1991 - 2017

Fachlehrer am Gymnasium Großenhain

1993 - 2017

Lehrbeauftragter für das Höhere Lehramt an Gymnasien im Fach Kunst in Dresden

seit 1996

Hinwendung zur chinesischen Schrift

seit 2005

Beschäftigung mit der Radierung: Reservage, Vernis mou, Aquatinta

seit 2013

Mitglied im Sächsischen Künstlerbund e. V.

Absichtsloses Spiel und Beharrlichkeit - zum Schaffen von Heinz Ferbert


Die Begeisterung für chinesische Schriftzeichen hält nach 25 Jahren noch immer an. In Heinz Ferberts künstlerischem Gesamtwerk  nimmt die Auseinandersetzung damit inzwischen einen wesentlichen Stellenwert ein.

Der Auslöser war 1996 ein Besuch in Chinatown/New York. Diese für ihn fremdartige, bunte Welt voller unbekannter Laute und Zeichen wirkte geradezu überwältigend. Den Maler und Zeichner inspirierte insbesondere die bildhafte Schriftauf den Aushängen und Werbeflächen.  Seit dieser Zeit tauchten chinesische Schriftzeichen immer öfter in seinen Werken auf. Waren es in den 1990er Jahren Fetzen chinesisch sprachiger Zeitungen, die er in seine Collagen integrierte, so interessierte sich der  Künstler später mehr und mehr für den Sinngehalt der einzelnen Schriftzeichen. Er suchte nach neuen künstlerischen Lösungen und fand Freude daran, Begriffe, mitunter auch Sprüche auf seine Art künstlerisch zu formulieren. Der Gedankenaustausch mit chinesischen, kunstinteressierten Freunden forcierte die Vertiefung in diese Thematik ebenso wie die Beschäftigung mit entsprechender Literatur. Hervorzuheben ist, dass diese kalligrafisch anmutenden Arbeiten keine Kalligrafien im klassischen Sinne sind, denn Heinz Ferbert strebt nicht – wie ein Kalligraf etwa- die höchste Vollendung in der harmonischen handschriftlichen Ausführung dieser fernöstlichen Zeichen an. Es ist deren formale Attraktivität, die seinen Gestaltungsdrang herausforderte wie andernfalls Motive: beispielsweise eine Bahnhofsbrücke oder eine Landschaftsformation. Das ist bereits an den Techniken ablesbar, die er für seine kalligrafischen Gestaltungen wählt. So bevorzugte er Drucktechniken   wie die Radierung und bearbeitete dann die Blätter häufig weiter, um ergänzend malerische Effekte zu erzielen. Nicht selten verwendete er grobe Werkzeuge wie Spachtel und Spatel, und mitunter schrieb oder zeichnete er sogar mit einer kleinen Bohrmaschine.

Ferberts künstlerische Intensionen konzentrieren sich vor allem darauf, wie sich Techniken ausreizen lassen und wie man Fehlschläge durch Weiterbearbeitung dennoch zu ansprechenden Kompositionen ummünzen kann. Sein Augenmerk richtet sich darauf, welche ästhetischen Potenzen im Zusammenklang mit Materialien, Techniken und Zufallsspuren liegen. Ein solcher Schaffensprozess enthält neben Überlegungen einen großen Anteil spielerischer Momente. Experimentierfreudig lässt sich der Künstler neugierig auf dieses Spiel ein. Zufallsergebnisse, die unerwartete Formenbereicherungen bringen, schätzt er dabei sehr. Ein- und dasselbe aus diesen dekorativen Schriftzeichen abgeleitete Bildmotiv variiert er somit oft in verschiedenen Druck- oder Farbversionen.

Zu jüngeren Arbeiten zählen Blätter mit eigenen, freien Fabulierungen. Angeregt haben ihn alte chinesische Orakelzeichen. Mit dem Bildtitel „Das ist kein chinesisches Zeichen“ verweist er mit einem verschmitzten Augenzwinkern auf René Magritte.

Auf sehr alte Bild-Schrift-Zeichen, die anmuten wie originelle Piktogramme oder Werke moderner Kunst, greift Heinz Ferbert besonders gern zurück. Blätter wie Vögel, Fisch, Schildkröte u.a. stehen dafür.                                                                                           

Die Art und Weise seiner Bild-Schriftgestaltungen ist vermutlich einzigartig. Selbst in den Blättern, in denen der Künstler nah am Schrift-Vorbild bleibt- das Geschriebene soll ja schließlich lesbar sein-, kopiert er nicht einfach, sondern findet mittels seiner Materialerkundungen eigenständige Lösungen. Die Arbeiten mit Sand sind – nebenbei bemerkt. Nicht identisch wiederholbar und somit Unikate, was sie kostbar macht.  

Den Materialreiz verschiedener Papiere im Zusammenspiel mit Farben auszuprobieren stellte er sich häufig als vordringliche künstlerische Aufgabe – Erfahrungen, aus denen er bis heute schöpft. Raues Sandpapier, grobes Pack- und glattes Backpapier, zerknüllte oder gewellte Pappe, aber auch kostbares, mit eigener Hand geschöpftes Papier wurden gegen Farbflächen ausgespielt, teilweise übermalt und so zu einem kompositorischen Ganzen gefügt. Solche Collagen nutzt er als Grundlage für aktuelle Arbeiten.    

Gegenwärtig druckt der Künstler seine Schriftzeichen – mitunter auch andere Motive – auf Kopien von eigenen Collagen oder fotografisch entdeckte Strukturen. Neue Materialerfahrungen mit Papieren und Farben im Zusammenklang ergeben sich dadurch und ermöglichen neue Bildlösungen. Es steht nicht mehr allein die  Dekorativität der Schriftzeichen im Fokus. Vielmehr reizt es ihn, das ästhetische Potential neuartiger Verknüpfungen von Vorder- und Hintergrund auszuloten sowie das Formen- und Farbenangebot im Bild zu bereichern. Indem die kalligrafisch anmutenden Zeichen stärker mit dem Hintergrund korrespondieren, erscheinen die Kompositionen spannender. Der Bildraum wirkt mitunter schwereloser und dynamischer.

Kontinuierlich und beharrlich sowie mit Freude am absichtslosen Spiel hat Heinz Ferbert mit diesen Bildern eine wesentliche Facette seines künstlerischen Schaffens verfeinert.


Dr. Maria-Ilona Schellenberg

September 2021

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